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Seit Januar 2025 ist die GenerIO GmbH aus Essen am Markt. Das fünfköpfige Team hat eine Plattform entwickelt, die aus Zeichnungen und Bildern automatisch 3D-Modelle erstellt. Entstanden ist die Idee an der Universität Duisburg-Essen. Dort wurde das Team auch bei seinen Gründungsvorbereitungen betreut. Mit Unterstützung des Zentrums für Gründungen und Innopreneurship – GUIDE und einer Förderung durch Start-up.Transfer.NRW hat GenerIO den Sprung aus der Forschung in die Praxis geschafft. Im Interview spricht Co-Founder Dr. Uwe Grünefeld über den Weg von der Idee zum marktreifen Produkt – und warum „Made in Europe“ für das Team mehr als ein Slogan ist.
Herr Dr. Grünefeld, Ihr Start-up bietet eine Plattform an, die Zeichnungen, Skizzen und Bilder als 3D-Modelle darstellt. Für wen ist dieses Angebot gedacht?
Dr. Grünefeld: Der Gedanke dahinter ist, dass wir jeder Person ermöglichen möchten, ganz einfach eigene 3D-Modelle zu erstellen. Man kann einfach ein Bild hochladen oder eine Skizze zeichnen und innerhalb weniger Minuten entsteht daraus automatisch eine 3D-Ansicht. Die Anwendungsmöglichkeiten dafür sind enorm vielfältig: In virtuellen Lernumgebungen für Ausbildungsberufe können die Azubis beispielsweise realitätsnah, aber gefahrlos üben. In der Produktvisualisierung hilft unser Tool dabei, Produkte in Online-Shops ansprechend zu präsentieren. Da ist eine 3D-Ansicht ein echter Mehrwert. Und nicht zuletzt liefert unsere Lösung auch präzise Vorlagen für den 3D-Druck.
Wie kam es zu der Idee?
Dr. Grünefeld: Die Idee dazu ist während unserer Forschungsarbeiten entstanden. Wir kommen selbst aus der Mensch-Computer-Interaktionsforschung und haben uns intensiv mit erweiterter und virtueller Realität beschäftigt. In diesen digitalen Realitäten spielen 3D-Modelle eine zentrale Rolle. Sie werden entweder in reale Umgebungen eingeblendet oder komplett in virtuelle Welten integriert. Während unserer Forschung haben wir aber immer wieder gemerkt, dass die damals verfügbare Software sehr aufwändig und kompliziert war, wenn es darum ging, solche 3D-Modelle zu erstellen. Also haben wir beschlossen, eine eigene Software zu diesem Zweck zu entwickeln.
Gibt es nicht bereits Unternehmen, die Ähnliches anbieten?
Dr. Grünefeld: Ähnliches ja, aber nicht dasselbe. Unsere Wettbewerber sitzen vor allem in den USA und Asien. Die haben aber meist einen klaren Fokus auf Gaming. Unser Ansatz ist ein anderer: Wir legen sehr großen Wert auf Qualitätskontrolle. Das heißt, unsere KI-Generierungen sind kein Glücksspiel, bei dem in jeder Iteration ein anderes Modell herauskommt. Wir bieten eine feingranulare Kontrolle, die sicherstellt, dass das Ergebnis sich über die Iterationen hinweg eng an der Vorlage orientiert. Dadurch sind wir auch für Anwendungen in Forschung und Industrie interessant.
Sie wurden bei Ihrem Gründungsvorhaben vom Zentrum für Gründungen und Innopreneurship der Universität Duisburg-Essen – GUIDE unterstützt. Wie sah diese Unterstützung aus?
Dr. Grünefeld: Das GUIDE-Team hat uns von dem Moment an, wo wir gerade erst die Idee zu einer Ausgründung hatten, begleitet. Dazu gehörten Seminare, in denen wir uns das notwendige betriebswirtschaftliche und unternehmerische Wissen rund um Gründungsarten, Kundenverträge, Risikomanagement usw. aneignen konnten. Das war für uns total wichtig, weil wir ja eher technisch geprägt sind.
Eine wichtige Rolle spielte natürlich auch das Thema Förderung. Wir kannten zwar Förderprogramme für Forschungsprojekte, aber nicht die für Start-ups. Aber auch da hat uns das Guide-Team super unterstützt, so dass wir uns schließlich für Start-up.Transfer.NRW entschieden haben. Die Förderung wird an die Universität ausgezahlt und dann als Gehälter oder Mittel für Anschaffungen an das Gründungsteam weitergegeben. Der große Vorteil dabei war, dass wir weiter an der Uni als wissenschaftliche Mitarbeitende arbeiten konnten. Das war wirklich unkompliziert – wir mussten uns also nicht in neue Verwaltungsprozesse einarbeiten, sondern konnten einfach weitermachen wie bisher.
Wenn Sie von „wir“ sprechen – wer gehört alles zum Team?
Dr. Grünefeld: Wir sind zu fünft, also ein eher großes Gründungsteam. Die ursprüngliche Idee kam von Dr. Jonas Auda und mir. Jonas hat an der Uni Duisburg-Essen promoviert. Ich war damals als Postdoc bei Dr. Stefan Schneegass, Professor für Informatik. Ihn konnten wir ebenfalls für unser Gründungsvorhaben gewinnen. Außerdem gehören Metehan Ertas und Niklas Pfützenreuter dazu. Sie haben das Thema in ihren Abschlussarbeiten bearbeitet. Wir hatten also von Anfang an ein starkes Team. Nach Abschluss von Start-up.Transfer.NRW und der Vorbereitung des Markteintritts haben wir dann im Januar 2025 die GenerIO GmbH in Essen gegründet.
Gab es denn während der Gründungsvorbereitungen Hürden, bei denen Ihnen das GUIDE-Team besonders geholfen hat?
Dr. Grünefeld: Auf jeden Fall. Wir kommen aus einem interdisziplinären Forschungsfeld und sind es gewohnt, viele Hüte zu tragen. Aber im Start-up-Bereich war das nochmal komplexer – plötzlich spielte alles mit rein: Marketing, Sales, Finanzierung, Steuern, Administration. Gleichzeitig lief die Forschung weiter. Das war schon eine Herausforderung und führte dazu, dass wir gerade am Anfang oft nicht wussten, welche Prioritäten wir setzen sollten. Durch das GUIDE hatten wir Kontakt zu unternehmerisch erfahrenen Ansprechpartnern, die uns gezeigt haben, wie wir Schritt für Schritt vorgehen können. Das hat uns sehr geholfen, gerade weil die Abstimmungsprozesse in einem relativ großen Team wie dem unseren nicht immer einfach sind.
Wie kann man sich die Abstimmungsprozesse im Team vorstellen?
Dr. Grünefeld: Uns war von Anfang an wichtig, dass wir Entscheidungen gemeinsam treffen. In unserem Gesellschaftsvertrag haben wir zum Beispiel eine „Alle-Köpfe-minus-eins“-Regel für wichtige Beschlüsse festgelegt. Treffen müssen mindestens zwei Wochen vorher angekündigt werden – so bleibt alles transparent. Uns war von Anfang an klar, dass wir durch gute Kommunikation, durch guten Austausch im Team die besten Entscheidungen treffen können, die am Ende auch jeder mitträgt. Über Start-up.Transfer.NRW haben wir außerdem ein Coaching erhalten, um herauszufinden, wer welche Verantwortung übernimmt, welche Stärken wir haben und wie wir sie im Team am besten einsetzen. Das hat uns sehr geholfen.
Sie sind inzwischen am Markt. Was lief bisher besser als erwartet?
Dr. Grünefeld: Wir erleben derzeit einen enormen Pull aus verschiedenen Branchen, die großes Interesse an unserer Technologie zeigen. Was wirklich super ist: Wir konnten Autodesk, einen der führenden CAD-Software-Hersteller, schon sehr früh als Partner gewinnen. Google und Nvidia unterstützen uns ebenfalls – und vor Kurzem konnten wir sogar einen der größten deutschen Automobilhersteller als Kunden gewinnen.
Wir haben außerdem einige Wettbewerbe gewonnen, unter anderem die 3D Pioneers Challenge im Rahmen der rapid.tech3D-Messe in Erfurt. Dort kam auch der Kontakt zu Autodesk zustande. Das alles hat uns gezeigt: Unsere Lösung ist verständlich und schafft echten Mehrwert.
Sie sagen, die Unternehmen unterstützen Sie. Wie sieht diese Unterstützung aus?
Dr. Grünefeld: Die besteht vor allem aus Ressourcen und Netzwerken. Bei Autodesk haben wir Zugang zur Forschungsabteilung, dürfen Workshops durchführen und erhalten direktes Feedback von den Mitarbeitenden. Google und Nvidia stellen uns Kapazitäten in ihren Rechenzentren zur Verfügung und bieten Mentoring-Programme für Start-ups.
Und wie sieht es mit Kunden aus?
Dr. Grünefeld: Wir probieren gerade viel aus. Unser Tool vermarktet sich aber schon ganz gut selbst, weil man es kostenlos testen kann. Es wird zum Beispiel in Makerspaces genutzt, wo sich die Vorteile unserer Plattform schnell herumsprechen. Anfangs haben wir viel Kaltakquise betrieben. Wir haben natürlich auch einen eigenen Social-Media-Kanal, aber Werbung haben wir bislang noch nicht geschaltet.
Stehen Sie noch in Kontakt mit der Uni Duisburg-Essen und dem GUIDE?
Dr. Grünefeld: Ja, auf jeden Fall. Nach unserer Gründung sind wir zwar aus der kontinuierlichen Betreuung ausgeschieden, aber aktuell ist der Kontakt wieder intensiver. Wie viele Start-ups in unserer Phase stehen wir vor der Herausforderung, dass die Umsätze zwar steigen, aber noch nicht ausreichen, um uns alle vollständig zu finanzieren. Wir brauchen also eine Brückenfinanzierung. Mit klassischen Investoren ist das schwierig, weil sie in dieser frühen Phase das Risiko oft scheuen. Deshalb werden wir erst einmal das Gründungsstipendium.NRW nutzen, um die Gehälter aufzustocken und die Entwicklung weiter voranzutreiben. Das entlastet uns enorm. Im nächsten Schritt werden wir dann NRW.SeedCon oder NRW.SeedCap der NRW.BANK beantragen.
Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?
Dr. Grünefeld: Unsere langfristige Vision ist es, einen klaren Fokus auf Europa zu legen – also aus Europa für Europa zu entwickeln. Unsere Wettbewerber aus den USA und Asien meiden den europäischen Markt oft, wegen der strengeren KI-Regulierungen und der hohen Ansprüche an Datensouveränität. Genau hier sehen wir unsere Stärke: Wir können europäische Standards erfüllen und vertrauenswürdige, qualitativ hochwertige Lösungen anbieten. Damit wollen wir langfristig einen größeren Marktanteil in Europa aufbauen.
Weitere Informationen:
www.generio.ai
Stand: November 2025
Die Universität Duisburg-Essen wurde im Juli 2025 im Rahmen der Landesinitiative „Start-up Center.NRW“ ausgewählt. Sie wird im Rahmen ihres Projekts „SMART GUIDE“ ihre Gründungskultur weiterentwickeln und ihr Angebot für gründungsinteressierte Studierende, Forschende und Mitarbeitende ausbauen.